Zum Inhalt springen

2018

Care.Macht.Mehr ruft die Münchner dazu auf, am 1. Mai die Sorgearbeit zu erkennen

„Wir haben eine Care-Krise“ – 1. Mai Tag der unsichtbaren Arbeit

Rund 1,45 Millionen pflegebedürftiger Menschen in Deutschland werden   zu Hause betreut. Damit ist die Versorgung der knapp der Hälfte aller 2,9 Millionen Personen, die Pflege bedürfen, reine Privatsache. Deren Angehörige und ihre häuslichen Beschäftigten leisten unverzichtbare Sorge-Arbeit – und finden in der Öffentlichkeit kaum Beachtung. Dies will die Initiative Care.Macht.Mehr ändern. Sie ruft den 1. Mai zum „Tag der unsichtbaren Arbeit“ aus und fordert eine höhere Wertschätzung aller Sorge-Arbeiten in unserer Gesellschaft, wie Pflege, Erziehung und Fürsorge und bessere Rahmenbedingungen.

„Wir haben eine Care-Krise“, sagt Prof. Maria Rerrich, eine der Gründerinnen der Initiative Care.Macht.Mehr. „Die Sorge für andere stellt für Betroffene oftmals eine Zerreißprobe dar. Die Lösungen, die die Gesellschaft anbietet, sind bei weitem nicht ausreichend.“ Die professionelle Pflege Angehöriger zum Beispiel ist mit hohen finanziellen Ausgaben verbunden, die den Schattenarbeitsmarkt im Privaten fördern: die Pflegehilfe aus Ungarn, das Kindermädchen aus Ecuador, die Putzfrau aus Bulgarien. Gleichzeitig fehlen in Deutschlands Krankenhäuser und Altenheimen abertausende professionelle Pflegekräfte.

„Care ist eine gesellschaftliche Aufgabe, keine Privatangelegenheit“, sagt Dr. Karin Jurczyk, die ebenso zu den Initiatorinnen von Care.Macht.Mehr zählt. „Wir brauchen eine neue gesellschaftliche Kultur, in der die Sorge für sich und andere einen eigenständigen Stellenwert bekommt, unabhängig davon, ob sie von Frauen oder Männern verrichtet wird, und ob eigene Kinder oder kranke, behinderte und alte Angehörige zu versorgen sind“, ruft Dr. Jurczyk auf. Ein erster Schritt dahin sei Wertschätzung: „Schaut hin, erkennt die Sorgearbeit an und sprecht über sie.“ Dann erst können sich die gesellschaftlichen Verhältnisse ändern: Bessere Infrastruktur, höhere Bezahlung und eine gerechtere Verteilung von Care-Arbeit werden möglich.

Die Initiative Care.Macht.Mehr ruft alle dazu auf, die am 1. Mai in München zu Fuß unterwegs sind, genau hinzusehen und Zeichen der #Care-Krise zu erkennen.

Kontakt:
Prof. Dr. Maria Rerrich
Telefon: 089 / 12 11 15 50
E-Mail: mariarerrich(at)yahoo.com

Care.Macht.Mehr:
Die Initiative hat 2013 ein Manifest verfasst, mit dem sie sich an die Öffentlichkeit wendet, um den Zusammenhalt der Gesellschaft, der über die wechselseitige Sorge (Care) gewährleistet wird, sicherzustellen. Hierzu gehören Fürsorge, Erziehung, Pflege und Unterstützung, bezahlt wie unbezahlt, in Einrichtungen und in privaten Lebenszusammenhängen, bezogen auf alle Lebensbereiche. Care.Macht.Mehr möchte dazu beitragen, gute, neue, umfassende gesellschaftliche Lösungen zu finden, die den Zusammenhang von Care, Geschlechterverhältnissen, Ökonomie, Arbeitsorganisation, Zeitstrukturen und sozialer Gerechtigkeit im Blick haben. Denn gute Care-Strukturen sind für uns alle die Grundlage eines guten Lebens. Bisher haben 1.300 Personen das Manifest unterschrieben.