Für mehr Anerkennung der Sorgearbeit in der Gesellschaft
„Care.Macht.Mehr“ ruft den 1. Mai zum „Tag der unsichtbaren Arbeit“ aus
Die Patronin Bayerns, die Bavaria, hat sich eine neue Tracht übergezogen. Wofür sie steht? Für all die Menschen, die für andere sorgen, und deren Arbeit unsichtbar bleibt: für alle Mütter und Väter, für alle Angehörigen, die Familienmitglieder pflegen, für alle Haushaltshilfen, die das Privatleben am Laufen halten. Unsere Gesellschaft steckt in einer Care-Krise – die Sorgearbeit braucht mehr Anerkennung. Das möchte die Initiative Care.Macht.Mehr erreichen und ruft den 1. Mai 2019 zum „Tag der unsichtbaren Arbeit“ aus. Die Münchner Gruppe lädt zu einer Aktion auf dem Münchner Infomarkt am Marienplatz ein. Die Aktion mit der Bavaria als Fotowand fand auch schon am 1. Mai 2017 statt.
Die Bavaria als Fotowand: Marrina Helbing (li.), Frauenakademie München e.V., und Simone Burger, DGB Geschäftsführerin München, machen für Care.Macht.Mehr auf die unsichtbare Arbeit aufmerksam
„Wir haben eine Care-Krise“, sagt Prof. Maria Rerrich, eine der Gründerinnen der Initiative Care.Macht.Mehr. „Die Sorge für andere stellt für Betroffene oftmals eine Zerreißprobe dar. Die Lösungen, die die Gesellschaft anbietet, sind bei weitem nicht ausreichend.“ Die professionelle Pflege Angehöriger zum Beispiel ist mit hohen finanziellen Ausgaben verbunden, die den Schattenarbeitsmarkt im Privaten fördern: die Pflegehilfe aus Ungarn, das Kindermädchen aus Ecuador, die Putzfrau aus Bulgarien. Gleichzeig blieben in Deutschland Ende 2018 knapp 40.000 Pflegestellen unbesetzt.
„Care ist eine gesellschaftliche Aufgabe, keine Privatangelegenheit“, sagt Dr. Karin Jurczyk, die zu den Initiatorinnen von Care.Macht.Mehr zählt. „Wir brauchen eine neue gesellschaftliche Kultur, in der die Sorge für sich und andere einen eigenständigen Stellenwert bekommt, unabhängig davon, ob sie von Frauen oder Männern verrichtet wird, und ob eigene Kinder oder Eltern zu versorgen sind“, ruft Dr. Jurczyk auf. Ein erster Schritt dahin sei Wertschätzung: „Schaut hin, erkennt die Sorgearbeit an und sprecht über sie.“ Dann erst können sich die gesellschaftlichen Verhältnisse ändern zu einer besseren Infrastruktur, höheren Bezahlung und einer gerechteren Verteilung von Care-Arbeit.
Kontakt:
Prof. Dr. Maria Rerrich
Telefon: 089 / 12 11 15 50
E-Mail: mariarerrich(at)yahoo.com
#tagderunsichtbarenarbeit
Care.Macht.Mehr:
Die Initative Care.Macht.Mehr hat 2013 ein Manifest verfasst, mit dem sie sich an die Öffentlichkeit wendet, um den Zusammenhalt der Gesellschaft, der über die wechselseitige Sorge (Care) gewährleistet wird, sicherzustellen. Hierzu gehören Fürsorge, Erziehung, Pflege und Unterstützung, bezahlt wie unbezahlt, in Einrichtungen und in privaten Lebenszusammenhängen, bezogen auf alle Lebensbereiche. Care.Macht.Mehr möchte dazu beitragen, gute, neue, umfassende gesellschaftliche Lösungen zu finden, die den Zusammenhang von Care, Geschlechterverhältnissen, Ökonomie, Arbeitsorganisation, Zeitstrukturen und sozialer Gerechtigkeit im Blick haben. Denn gute Care-Strukturen sind für uns alle die Grundlage eines guten Lebens. Bisher haben rund 1.300 Personen das Manifest unterschrieben.